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Haie als Beifang: Probleme und Lösungen

Die Ozeane unserer Welt sind voller Leben, von den kleinsten Planktonorganismen bis hin zu den größten Walen. Haie spielen dabei eine zentrale Rolle im marinen Ökosystem, indem sie die Populationen anderer Meerestiere regulieren und so zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts beitragen. Doch obwohl Haie oft als gefürchtete Raubtiere angesehen werden, stehen sie selbst vor einer ernsten Bedrohung: dem Beifang. Haie werden in großem Maßstab als ungewollter Beifang gefangen, was schwerwiegende Auswirkungen auf ihre Populationen hat und das ökologische Gleichgewicht in den Ozeanen gefährdet. In diesem Artikel werden die Probleme, die mit Haien als Beifang verbunden sind, detailliert beleuchtet und mögliche Lösungen zur Reduzierung dieses Problems aufgezeigt.

Was ist Beifang?

Beifang bezeichnet den ungewollten Fang von Meereslebewesen, die nicht das Ziel der Fischereiaktivitäten sind. Dies kann alle möglichen Arten von Meerestieren betreffen, darunter Fische, Schildkröten, Seevögel und eben auch Haie. Beifang entsteht vor allem bei industriellen Fangmethoden wie der Schleppnetzfischerei und dem Einsatz von Langleinen, bei denen große Mengen an Fischen gefangen werden sollen, ohne Rücksicht auf die Artenvielfalt und das empfindliche Gleichgewicht des marinen Ökosystems.

In vielen Fällen wird der Beifang, sobald er an Bord der Schiffe gelangt, tot oder schwer verletzt ins Meer zurückgeworfen. Bei Haien führt dies zu einem massiven Rückgang ihrer Populationen, da viele Arten bereits durch Überfischung und den illegalen Handel mit Haiflossen stark gefährdet sind.

Die Bedrohung für Haie durch Beifang

Haie gehören zu den am stärksten betroffenen Arten, wenn es um Beifang geht. Jährlich werden schätzungsweise 100 Millionen Haie gefangen, wobei ein erheblicher Teil dieser Zahl auf Beifang entfällt. Viele Haiarten wachsen langsam, haben lange Reproduktionszyklen und bringen nur wenige Nachkommen zur Welt. Diese biologischen Eigenschaften machen sie besonders anfällig für den Beifang und erschweren die Erholung ihrer Populationen.

Ein besonders gravierendes Problem ist der Beifang (mehr über das Thema Beifang, gibt es hier) von Haien in der Langleinenfischerei. Hierbei werden lange Leinen mit Tausenden von Haken im Meer ausgelegt, um gezielt Fische wie Thunfisch oder Schwertfisch zu fangen. Haie, die von den Ködern angezogen werden, verfangen sich in den Haken und erleiden oft schwere Verletzungen, bevor sie tot oder sterbend eingeholt werden.

Auswirkungen des Beifangs auf das marine Ökosystem

Die hohe Anzahl von Haien, die als Beifang gefangen werden, hat schwerwiegende Auswirkungen auf das marine Ökosystem. Haie sind Spitzenprädatoren und spielen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette, indem sie die Populationen ihrer Beutetiere kontrollieren. Ein Rückgang der Hai-Populationen kann zu einer Überpopulation von anderen Arten führen, was das Gleichgewicht des Ökosystems stört und negative Folgen für die gesamte Meeresumwelt haben kann.

Beispielsweise kann das Fehlen von Haien zu einer Zunahme von mesopredatoren führen, was wiederum das Planktonwachstum beeinflussen kann. Ein unausgewogenes Ökosystem kann auch die Fischbestände destabilisieren, was nicht nur die marine Biodiversität, sondern auch die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen, die vom Fischfang abhängig sind, gefährdet.

Maßnahmen zur Reduzierung des Beifangs von Haien

Um die Problematik des Beifangs von Haien anzugehen, sind verschiedene Maßnahmen und Strategien entwickelt worden. Einige dieser Lösungen haben bereits erste Erfolge gezeigt, während andere noch weiter erforscht und implementiert werden müssen.

1. Einsatz von selektiveren Fanggeräten

Eine der vielversprechendsten Lösungen zur Reduzierung des Beifangs von Haien ist die Entwicklung und der Einsatz von selektiveren Fanggeräten. Durch die Verbesserung der Fangmethoden können Fischereien gezielter bestimmte Arten fangen und den Beifang von Haien und anderen unerwünschten Meerestieren minimieren.

Ein Beispiel hierfür sind sogenannte „circle hooks“ (Kreis-Haken), die eine geringere Wahrscheinlichkeit haben, Haie zu fangen, und gleichzeitig die Überlebensrate der gefangenen Haie erhöhen, wenn diese wieder freigelassen werden. Auch der Einsatz von „shark deterrent devices“, also Abwehrvorrichtungen, die Haie von den Fischereigeräten fernhalten, hat sich als nützlich erwiesen.

2. Einführung von Fangbeschränkungen und Schutzzonen

Die Einführung von Fangbeschränkungen und die Einrichtung von Schutzzonen in besonders gefährdeten Meeresgebieten können ebenfalls dazu beitragen, den Beifang von Haien zu reduzieren. In Schutzzonen sind bestimmte Fangmethoden verboten, und die Fischereiaktivitäten werden streng überwacht, um sicherzustellen, dass keine unerwünschten Arten wie Haie gefangen werden.

Fangbeschränkungen, wie z.B. Quoten oder saisonale Sperrzeiten, können ebenfalls dazu beitragen, den Beifang zu verringern, indem sie den Druck auf die Haipopulationen reduzieren und ihnen Zeit zur Erholung geben.

3. Förderung nachhaltiger Fischereipraktiken

Nachhaltige Fischereipraktiken sind der Schlüssel zur langfristigen Reduzierung des Beifangs von Haien. Durch die Einführung strengerer Vorschriften und die Förderung umweltfreundlicher Fischereimethoden können die negativen Auswirkungen der Fischerei auf Haie und andere gefährdete Arten verringert werden.

Die Zertifizierung von Fischereien durch Organisationen wie den Marine Stewardship Council (MSC) kann ebenfalls dazu beitragen, den Beifang zu reduzieren. MSC-zertifizierte Fischereien müssen strenge Umweltstandards einhalten, die unter anderem Maßnahmen zur Minimierung des Beifangs beinhalten.

4. Sensibilisierung und Aufklärung

Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Fischereibranche für die Problematik des Beifangs ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Lösung des Problems. Durch Aufklärungskampagnen und Bildungsprogramme können das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes von Haien und anderen Meereslebewesen geschärft und ein verantwortungsvollerer Umgang mit den Meeresressourcen gefördert werden.

Auch die Förderung des Konsums von nachhaltig gefangenem Fisch kann dazu beitragen, den Druck auf Haipopulationen zu verringern und die Nachfrage nach Fischereiprodukten zu unterstützen, die durch umweltfreundliche Methoden gewonnen werden.

Die Rolle der internationalen Zusammenarbeit

Die Reduzierung des Beifangs von Haien erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Fischereibetrieben, Umweltorganisationen und der Wissenschaft. Da Haie wandernde Arten sind, die oft über nationale Grenzen hinweg in internationalen Gewässern leben, ist eine koordinierte globale Anstrengung notwendig, um ihre Bestände zu schützen und die Auswirkungen des Beifangs zu minimieren.

Internationale Abkommen wie das Übereinkommen über die Erhaltung wandernder wildlebender Tierarten (CMS) und das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) spielen eine wichtige Rolle beim Schutz von Haien vor Beifang und Überfischung.

Darüber hinaus können regionale Fischereiorganisationen und nationale Regierungen durch die Implementierung und Durchsetzung von Vorschriften und Maßnahmen zur Reduzierung des Beifangs von Haien beitragen. Diese Maßnahmen sollten auf wissenschaftlichen Daten basieren und regelmäßig überprüft und angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie effektiv sind.

Fazit

Haie als Beifang sind ein ernstes Problem, das nicht nur die Haipopulationen, sondern auch das gesamte marine Ökosystem bedroht. Durch die Einführung und Umsetzung nachhaltiger Fischereipraktiken, den Einsatz selektiver Fanggeräte, die Einrichtung von Schutzzonen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit kann der Beifang von Haien erheblich reduziert werden. Internationale Zusammenarbeit und die Einhaltung von Umweltstandards sind entscheidend, um den langfristigen Schutz dieser faszinierenden und wichtigen Meeresbewohner zu gewährleisten. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir sicherstellen, dass Haie auch in Zukunft ihre wichtige Rolle im Ökosystem der Ozeane spielen können.

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